Darum hat das klassische Radio nicht ausgedient!

Radio läuft meistens einfach nebenher. Aber läuft es mittlerweile auch anderen Medienanbietern hinterher?

Nahaufnahme des klassischen Retro-Radios auf Holzkochtisch.png
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Unser Nachrichtenkonsum hat sich verändert. Das ist natürlich keine wirklich große Überraschung und verlangt nur etwas Reflexion des eigenen Medienverhaltens. Während vor etwa 20 oder 30 Jahren Nachrichten nur über Radio, Fernsehen und Zeitungen konsumiert wurden, beherrscht mittlerweile das vielfältige Angebot der digitalen Welt unsere tägliche Dosis Nachrichten. Sich zu wirklich jeder Uhrzeit international und regional informieren zu können und sich dabei dabei beinahe zeitgleich mit anderen darüber austauschen zu können, gehört zu den großen Pluspunkten, die die Digital Natives fest an das Netz als Informationsquelle bindet. Man könnte deshalb glauben, dass all die „alten“ Nachrichtenquellen längst ausgedient haben. Hier überraschen jedoch einige Studien zu diesem Thema, aus denen zum Beispiel klar hervorgeht, dass das Vertrauen in Internet-Medien verhältnismäßig niedrig ist. Viele Nutzer und Nutzerinnen betrachten hingegen TV-Nachrichten und jene Nachrichten, die über andere Kanäle öffentlich-rechtlicher Stationen verbreitet werden immer noch als wichtigste, weil vertrauenswürdigste Informationsquelle. Hier gehört natürlich auch das Radio dazu. Das ändert jedoch nichts daran, dass, gerade bei jungen Menschen, das Interesse an Nachrichten insgesamt abnimmt. Auch das wurde durch eine Studie belegt. Auf das Radio umgelegt, muss das bedeuten, dass es zwar als Informationsquelle nicht ausgedient hat, es sich aber etwas mehr um die jüngerer Hörerschaft bemühen sollte.

Teilbare Aufmerksamkeit

Im Unterschied zu anderen Medien verlangt das Radio außerdem nicht nach unserer ungeteilten Aufmerksamkeit. Es läuft „nebenher“, läuft dafür verlässlich – auch während wir uns im Badezimmer schminken oder in der Küche auf Mottenjagd gehen. Es begleitet die Hörer und Hörerinnen durch den Tag, drängt sich aber niemals auf. Kaum ein anderes Medium lässt sich so einfach konsumieren wie das Radio. Außerdem nimmt das Radio dem Konkurrenzkampf mit Social Media und Co den Wind ganz einfach aus den Segeln, indem es sich viele positive Eigenschaften dieser Plattformen einfach selbst zunutze macht. Handy-Apps, Streaming und Smart-TV sind nur drei verschiedene Möglichkeiten um Radio zu hören. Es ist also nicht wirklich verwunderlich, dass für acht von zehn Österreichern das Radio ein unverzichtbarer Begleiter durch den Tag ist. Insgesamt verbringen die Österreicher täglich mehr als drei Stunden mit dem Radio.

Einfach zurücklehnen

Trotzdem muss sich das Radio um die jungen Zielgruppen bemühen. Vor allem in puncto Individualität. Streaming-Dienste wie Spotify oder Plattformen wie YouTube bieten ihren Nutzern schließlich die Möglichkeit, das eigene Musikprogramm individuell zu gestalten. Ob diese Personalisierung auch für Radiodienste sinnvoll – oder überhaupt durchführbar ist? Das beschäftigt nicht nur die einzelnen Radiostationen, sondern auch viele Medientheoretiker und Medientheoretikerinnen. Die Antworten sind vielfältig: So stimmt es einerseits natürlich, dass es speziell für junge Menschen sehr verlockend ist, alle Unterhaltungsangebote selbst bestimmen zu können, andererseits ginge dadurch auch ein Hauptcharakteristikum des klassischen Radios verloren. Die Tatsache eben, dass der Radiohörer oder die Radiohörerin nichts entscheiden und bestimmen, also keine Auswahl treffen und kein Programm wählen muss. Einfach zurücklehnen oder nebenbei den Kühlschrank putzen ist also nicht nur erlaubt, sondern auch erwünscht.

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